1- Auch die Einschränkungen im alltäglichen Leben sind unverkennbar.

Ich bin 34 und bekomme eine kleine Erwerbsunfähigkeitsrente. Durch meine ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit ist es mir nicht möglich einer Arbeit nachzugehen. Das Immunsystem ist angegriffen und man fängt an sehr genau auf die Zeichen des Körpers zu hören. Mindestens ein mal im Monat muss ich ins Krankenhaus zu Untersuchungen oder auch gelegentlich zu Punktionen. Durch Medikamente und eine TIPS-Anlage 2021 ist mein Allgemeinzustand zur Zeit gut. Dennoch heißt das nicht, dass es auf Dauer so bleibt. Eine Verschlechterung kann sich von heute auf morgen einstellen. Und um aus diesem eingeschränkten Leben wieder ein uneinschränkt Gutes zu machen, führt leider kein Weg an einer Transplantation vorbei.

Vor dem persönlichen Termin in Jena stand erst ein Video-Call; ist es überhaupt notwendig nach Jena zu fahren oder ist die Geschichte schnell auserzählt? Auch muss abgeklärt werden, ob überhaupt jemand für mich sein eigenens Leben riskiert und mir einen Teil seiner Leber geben würde. Denn, nach dem Prof. Dr. Rauchfuß meine ärztlichen Unterlagen gesichtet hat, ist seine vorläufige Antwort klar:

„Eine Lebendspende kommt wahrscheinlich bei Ihnen in Frage! Ich denke wir können das machen!“ Wir können das machen. Vier Worte die aufeinmal wahnsinnig Viel in mir bewegen und einem Hoffnung geben, auch wenn man versucht sich nicht zu viel Hoffnung zu machen. Dafür gibt es noch zu viele Stolpersteine. Und ein nicht zu vernächlässigender Gedanke „Kann ich das jemandem, den ich liebe, zumuten, sich einem Eingriff zu unterziehen nur um mir zu helfen?“.

Drei Leute aus meiner Familie sind bereit, sich für mich evaluieren zu lassen. Dazu gehören die Blutgruppen-Bestimmung, Bestimmung der Antikörper und eine Sonografie des Bauchraums. Nach der Auswertung bekomme ich einen Anruf der Klinik, die mir mitteilt, dass eine Person als potenzieller Spender in Frage kommt. Das heißt, es müssen sowohl beim Spender als auch bei mir noch weitergehende Untersuchungen durchgeführt werden. Denn, auch wenn es ein „Ja“ zur Lebend-spende gibt, ist es noch ein kleines und zerbrechliches „Ja“. Es gibt noch einige Fallstricke und diese müssen vorher natürlich abgeklärt werden.